Warum studiVZ und schülerVZ gescheitert sind: Die Gründe hinter dem Untergang der deutschen Social Networks

In den frühen 2000er-Jahren waren studiVZ und schülerVZ das Nonplusultra der deutschen Online-Welt. Wer studierte oder noch zur Schule ging, hatte fast zwangsläufig ein Profil. Man „gruschelte“ sich, postete Pinnwandeinträge und verfolgte den „Buschfunk“ – eine digitale Blase, die für viele Jugendliche und Studierende zum festen Bestandteil ihres Alltags wurde.

Vom Hype zur Übernahme-Chance

Die Plattformen wuchsen rasant und wurden zu einem der größten sozialen Netzwerke Europas. 2007 verzeichnete studiVZ über fünf Millionen Mitglieder. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zeigte sogar Interesse an einem Kauf, doch die Betreiber lehnten ab. Stattdessen übernahm die Holtzbrinck-Gruppe das Unternehmen für rund 85 Millionen Euro – eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als wenig zukunftsfähig erwies.

Datenschutzprobleme und technische Rückstände

Ein wesentlicher Grund für den Niedergang war das mangelhafte Datenschutzkonzept. Nutzerdaten wurden schlecht geschützt, es gab Sicherheitslücken, und die Plattformen gerieten immer wieder in Kritik. Währenddessen entwickelte sich Facebook technisch stetig weiter, bot Innovationen wie eine offene API für Entwickler und war nicht auf bestimmte Altersgruppen beschränkt.

Der Facebook-Effekt – Der unaufhaltsame Konkurrent

Facebook bot nicht nur bessere Technik, sondern auch eine internationale Vernetzung. Während studiVZ und schülerVZ vor allem auf den deutschen Markt fokussiert waren, zog Facebook weltweit Nutzer an. Deutsche Studierende, die ins Ausland gingen, wechselten zu Facebook – und nahmen ihre Freunde gleich mit. So begann der Exodus, der schließlich das Ende von studiVZ und schülerVZ besiegelte.

Skandale und Missmanagement

Immer wieder gab es Skandale um studiVZ – von Plagiatsvorwürfen (die Ähnlichkeit zu Facebook war unübersehbar) bis hin zu internen Machtkämpfen. Auch Mitgründer Ehssan Dariani sorgte mit polarisierenden Aussagen für Negativschlagzeilen. Anstatt sich strategisch gegen Facebook zu positionieren, versuchte studiVZ mit verzweifelten Maßnahmen wie einem Redesign oder einer Mobile-App den Anschluss nicht zu verlieren – vergeblich.

Das endgültige Aus

2011 wurde schülerVZ eingestellt, 2012 versuchte man mit einem Relaunch als „Poolworks“ ein Comeback – ohne Erfolg. 2017 wurden die letzten studiVZ-Server abgeschaltet. Was bleibt, ist Nostalgie.

Die gesamte Geschichte über den Aufstieg und Fall der Plattformen zeigt die NDR-Dokumentation „Gruschel mich – Die studiVZ-Story“, in der Gründer Ehssan Dariani nach 20 Jahren erstmals über die Hintergründe spricht. Eine Zeitreise zurück in die Ära der privaten Gruppen, der lustigen Fake-Profile und der kurzen, aber intensiven Blütezeit eines deutschen Internet-Phänomens.

 
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